HB Magazin 3 2024

MEDIZINSTUDIERENDE

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Eklatanter Nachwuchsmangel Mehr Medizinstudienplätze: Noch keine Finanzreform in Sicht

Der 128. Deutsche Ärztetag hatte in einem Beschluss die Not wendigkeit einer grundlegenden Reform zur Erweiterung der Ka pazität an Studienplätzen in der Humanmedizin in Deutschland betont. Der jetzt zu beklagende Ärztemangel beruhe auf der Reduk tion der Studienplätze seit 1992 – basierend auf der Änderung der Approbationsordnung. Statt 16.000 Plätzen pro Jahr, die sich nach der Wiedervereinigung aufgrund der hinzugekommenen medizini schen Fakultäten der östlichen Bundesländer hätten ergeben müs sen, betrage das Angebot an Studienplätzen seit den 1990er-Jahren nur noch ca. 10.000 jährlich. „Die Korrektur dieses jahrzehntelan gen Mangels ist nun zwingend geboten“, konstatierte der Ärztetag. Die Aufgabe, neue Studienplätze einzurichten, könne nur über fi nanzielle Zuschüsse seitens des Bundeshaushaltes erfolgen.

„Ohne ausreichend Nachwuchs verschlechtern sich durch die steigende Arbeitsverdichtung die beruflichen Rahmenbedingun gen für die bereits im System tätigen Beschäftigten“, mahnt Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Der 128. Deutsche Ärztetag 2024 forderte Bund und Länder auf, die Novellierung der Approbationsordnung für Ärzte (ÄApprO) endlich umzusetzen. Aktive ärztliche Nachwuchsförderung zum einen und die Schaffung guter beruflicher Rahmenbedingungen zum anderen seien Grundvoraussetzungen für eine gelingende Fachkräftesiche rung im Gesundheitswesen. Beides bedinge einander, unterstrich Reinhardt.

Um den drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken, steht der Aufbau weiterer Studienplätze im Bereich Humanmedizin seit geraumer Zeit in der Politik zur Debatte. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) ist die Zahl der Studienanfänger im Bereich Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften im Studienjahr 2023 leicht gestiegen. Mit Blick auf die einzelnen Fächergruppen zeigt sich jedoch im Fach Allgemeinmedizin eher ein geringer Anstieg.

Der 128. Deutsche Ärztetag und die Bundesärztekammer (BÄK) wiesen bereits auf die Dringlichkeit der aktiven ärztlichen Nach wuchsförderung und der Schaffung guter beruflicher Rahmenbe dingungen zur Fachkräftesicherung im Gesundheitswesen hin und forderten in dem Zusammenhang, dass die „seit Jahren angekün digte und dringend benötigte Reform des Medizinstudiums endlich umgesetzt“ werde. Insgesamt 381.500 Erstsemester haben sich im Studienjahr 2023 (Sommersemester 2023 und Wintersemester 2023/2024) laut De statis an einer deutschen Hochschule eingeschrieben. Nach vor läufigen Ergebnissen waren das 7.800 beziehungsweise 1,6 % mehr als im Studienjahr 2022. Die Zahl der Studienanfänger:innen bleibt jedoch weiterhin unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie (508.700) zurück. Für den Anstieg ist vor allem die Zahl der ausländischen Studienanfänger:innen, die nach einem durchgehenden Anstieg seit 2020 auf 130.500 im Studienjahr 2023 über dem Vor-Corona-Niveau von 2019 (125.400) liege verantwort lich. Die Zahl der deutschen Erstsemester lag 2023 um 1,9 % höher als im Vorjahr. Im Bereich Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften sei die Anfänger-Zahl im Studienjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 28.300 gestiegen. Auf die einzelnen Fachgruppen aufgeteilt, zeigt sich im Fach Humanmedizin jedoch ein deutlich kleinerer Anstieg: So begannen laut Destatis im Wintersemester 2023/2024 10.058 und im Sommersemester 2023 1.841 Personen ein Studium an Hochschulen in Deutschland. Ein Jahr zuvor waren es im Wintersemester 10.035 und im Sommersemester 1.823 Per sonen. Viel verfassungsrechtliche Kritik Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach MdB hatte Anfang des Jahres noch auf einer Pressekonferenz angekündigt, in einem kommenden Gesetz einen Vorschlag zur Erhöhung der Medi zinstudienplätze um 5.000 pro Jahr zu machen. In einem ursprüng lichen Arbeitsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) war hierzu ein Förderfonds vorgesehen. In der weiteren Entwicklung des Entwurfs wurde dieses Vorhaben jedoch herausgestrichen und der finale Re gierungsentwurf enthält keine Maßnahmen zum Aufbau von Medi zinstudienplätzen mehr. Laut dem Entwurf hätten die gesetzlichen Krankenkassen einen erheblichen Teil der Finanzierung dieser Stu dienplätze übernehmen sollen, was zu erheblicher, insbesondere verfassungsrechtlicher, Kritik geführt hätte. Das GVSG befindet sich derzeit im Gesetzgebungsverfahren.

Laut Gesetzentwurf hätten die Krankenkassen einen erheblichen Teil der Finanzierung übernehmen sollen.

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