HB Magazin 3 2025

POLITIK

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Viele Studien greifen geschlechtsspezifische Unterschiede nicht gut auf Geschlechtersensibilität für erfolgreiche Diabetes-Versorgung

7. HB-Ärztinnentag Empowerment für Ärztinnen: Ein Netzwerk für Mentoring, Orientierung und Unterstützung

Das Hartmannbund-Netzwerk Ärztinnen unter der Leitung von Dr. med. Wenke Wichmann, Dr. Dr. med. Galina Fischer und Dr. med. Iris Illing hatte zum 7. HB-Ärztinnentag „Empowerment für Ärztin nen“ eingeladen. „How to…“ – Erfahrungsberichte von Dr. med. Antonia Stahl (MVZ- Gründerin), Dr. med. Gabriela Stammer (Niedergelassene Gynäkolo gin, Berufspolitikerin und Gründerin eines kommunalen Netzwerks) und Prof. Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat (Leiterin HörZentrum MHH, stellvertretende Hartmannbund-Vorsitzende und Vorsitzende des Hart mannbund-LV Niedersachsen), gaben Einblicke in ein weites Spektrum von ärztlichen Tätigkeitsfeldern und luden ein zum Erfahrungsaustausch auch über diese Veranstaltung hinaus. Sich als Ärztin auch in herausfordernden Situationen behaupten, souverän auftreten und gegen Widerstände für eigene Anliegen eintre ten – dafür gab Coachin Stefanie Martin das richtige Handwerkszeug im Kommunikationstraining. Per Videoauswertung mit Feedback der Teil nehmerinnen konnten eigene Fähigkeiten, auch in schwierigen Gesprä chen und Krisensituationen selbstbewusst und gelassen aufzutreten, trainiert werden. Die Vorstellung des Projekts „Klare Kante“ gegen sexualisierte Beläs tigung am Arbeitsplatz von Dr. med. Regine Herzog, Gleichstellungsbe

In den letzten Jahren hat die Gendermedizin immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat nun auf Unterschiede in der Behandlung und dem Verlauf dieser Stoffwechselerkrankung bei Frauen und Männern hingewiesen und eine stärkere Berücksichtigung der geschlechtsspezifischen Unterschiede kon sequent in allen Bereichen der Diabetologie gefordert. So seien Frauen mit Diabetes nach der Menopause deutlich stärker gefährdet, einen Herzinfarkt oder Schlagan fall zu erleiden. Neben den bekannten Risikofaktoren wie Blutzucker- und Fettstoff wechselstörungen spielten hormonelle Veränderungen und psychosoziale Belas tungen eine zentrale Rolle.

auftragte am Universitätsklinikum Freiburg, adressierte ein wichtiges Thema, bei dem Zusammenhalt und eine starke Gemeinschaft große Unterstützung liefern und eine feste Anlaufstelle für die Aufdeckung von Missständen nötig ist – ein Anliegen, das das Netzwerk Ärztinnen unter stützt. Der HB-Ärztinnentag bot damit auch in diesem Jahr eine gute Gele genheit, den Austausch zwischen erfahrenen und jungen Ärztinnen über relevante Themen zu fördern. Beim anschließenden Get-together im sommerlichen Hartmannbund-Garten in Berlin kamen entspannte Ge spräche und interessante Begegnungen nicht zu kurz. Das Netzwerk Ärztinnen im Hartmannbund wird das Projekt „Em powerment für Ärztinnen“ ausweiten. Es richtet sich an Medizinstuden tinnen, Ärztinnen in Weiterbildung und erfahrene Ärztinnen. Ziel ist es, eine Plattform zu bieten, die berufliche Orientierung und persönliche Unterstützung miteinander verbindet. Als themenbezogenes Mento ring-Angebot, das von Ärztinnen für Ärztinnen und Medizinstudierende gestaltet wird, bietet das Netzwerk wertvolle Hilfestellung für alle Kar rierestufen und Lebensrealitäten. Interessierte Ärztinnen und Medizin studierende sind herzlich eingeladen, an diesem informellen Mentoring teilzunehmen. Mehr Infos und Kontakt: Sabine.Eckhardt@hartmannbund.de

Nach den Zahlen der DDG tragen Frauen mit Diabetes nach den Wechseljahren ein um 40 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden als gleichaltrige Männer. Auch die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall steigt für sie um 25 Prozent. Auch der weib liche Zyklus beeinflusse den Zuckerstoffwechsel: Zwei Drittel aller Frauen mit Diabetes erlebten in der zweiten Zyklushälfte eine re duzierte Insulinempfindlichkeit. Die Menopause wiederum bringe häufig eine Gewichtszunahme im Bauchbereich, verstärkte Insu linresistenz und neue Herausforderungen in der Einstellung des Blutzuckers mit sich. „Hier braucht es maßgeschneiderte Thera pieansätze“, fordert Professor Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie des Universitätsklinikums Heidelberg. Viele Studien würden die geschlechtsspezifischen Unterschie de nicht gut aufgreifen, so Szendrödi. In den letzten Jahren werde zwar immer mehr drauf hingewiesen, dass verpflichtend der Frau enanteil auch hochgehalten werden müsse und eine ausreichende „Power“ erreicht werden müsse, um geschlechtsspezifische Un terschiede erheben zu können. „Das erfordert aber auch, dass das Design dieser Studien darauf ausgelegt werden muss“, so die DDG Präsidentin. Szendrödi plädierte dafür, geschlechtsspezifische Pa rameter wie den Eintritt der Menopause, die Zahl der Geburten, die Stillzeit und Komplikationen in den Schwangerschaften hinsicht lich metabolischer Veränderungen in Studien zu berücksichtigen. Die Fachgesellschaft forderte ausreichend große Studien, um Un terschiede statistisch sauber abbilden zu können, sowie die Ent wicklung praxisnaher Schulungsprogramme und Handlungsemp fehlungen. Pharmakologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen Ein weiterer Aspekt sind laut DDG die pharmakologischen Un terschiede zwischen Männern und Frauen. Frauen reagieren auf bestimmte Medikamente sensibler und entwickeln bei höheren Dosen stärkere Nebenwirkungen, aber auch bei gleicher Dosis häu figer Nebenwirkungen. Zum Beispiel bei der Insulindosierung wür den Frauen häufig überdosiert – „allein schon wegen ihres Körper gewichtes“, so die Diabetologin. Auch erhielten Frauen wegen ihrer Insulinsensitivität zu hohe Dosen und bekämen dadurch häufiger Hypoglykämien. Auch Blutdruck-Medikamente würden bei Frauen häufig überdosiert. Das hätte Nebenwirkungen wie Müdigkeit und

Wenn der Unterschied entscheidet: Gendermedizin auf dem Weg aus dem Schattendasein

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Schwindel zur Folge. „Das heißt, es ist sehr wichtig mit Patientinnen und Patienten im Gespräch zu bleiben, um zu erfragen, wie vertra gen sie die Medikation und genau zu überprüfen, ob die Ziele, die wir uns gesetzt haben in der Therapie erreicht wurden“, erklärte sie. Die DDG machte zudem auf soziale Faktoren aufmerksam, die den Krankheitsverlauf beeinflussen und eine rechtzeitige Diagnos tik oder effektive Therapie erschweren könnten. So trügen viele Frauen nach wie vor die Hauptverantwortung für Kinderbetreuung und Pflege – zusätzlich zu beruflichen Anforderungen. Gleichzeitig verfügten sie über geringere finanzielle Mittel, hätten seltener Zu gang zu höherer Bildung und erleben häufiger strukturelle Hürden im Gesundheitssystem. „Frauen nehmen sich häufig selbst zuletzt wahr“, bedauert Szendrödi. Das müsse sich ändern. Insbesonde re bei den Frauen müsse darauf geachtet werden, dass präventive Maßnahmen ergriffen würden. Auch bei Männern zeigt sich für die DDG Handlungsbedarf. Sie wiesen häufiger eine mangelnde Therapietreue auf, insbesondere bei Krebserkrankungen – „ein weiteres Beispiel dafür, dass erfolg reiche Versorgung Geschlechtersensibilität braucht“, so Szendrödi. „Nur wenn das Geschlecht als medizinischer Einflussfaktor aner kannt wird, können wir Menschen mit Diabetes bedarfsgerecht be handeln“, so Szendrödi.

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