HB Magazin 1 2025
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Für (zu) viel Erforschtes endet die Reise, bevor es beim Menschen ankommt Raus aus dem „Tal des Todes“!
Ein minimalinvasiver Eingriff statt einer Operation am offenen Herzen – am Deutschen Zentrum für Herzkreislauf-Erkrankungen (DZHK) wurde die Behandlung von Hochrisikopatient:innen mit Mitralklappeninsuffizienz auf ein neues Level gehoben. Eine un zureichend schließende Mitralklappe führt oft zu Atemnot und eingeschränkter Leistungsfähigkeit. Etwa eine Million Menschen in Deutschland leiden darunter. Doch eine Operation unter Vollnarko se ist für viele, vor allem ältere, Patient:innen zu riskant. Als innova tive Alternative wurde am DZHK ein Stent entwickelt, der minimal invasiv eingesetzt wird. Der Eingriff dauert gut anderthalb Stunden und verbessert die Funktion der Mitralklappe erheblich. Seit 2020 ist der „Tendyne“-Stent in Europa für Hochrisikopatienten zugelas sen, fast 2 000 Menschen konnte bisher damit geholfen werden. Das ist eine der Erfolgsgeschichten, die aus den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) vermeldet werden. Da gibt es unter anderem auch die Abnehmspritze gegen Diabetes, an deren Konzept Forschende des Deutschen Zentrums für Diabetes forschung mitgewirkt haben. Oder das weltweit erste Medikament gegen Hepatitis D, das im Jahr 2020 als Medikament von der Eu ropäischen Kommission zugelassen wurde. Wissenschaftler:innen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung hatten es entwi ckelt. Mittlerweile setzen sich die DZG aus acht Zentren zusammen,
die jeweils mit Universitäten, Universitätsklinika und außeruniver sitären Forschungseinrichtungen sowie mit privatwirtschaftlichen Unternehmen zusammenarbeiten. 2009 wurden die ersten beiden Zentren von der damaligen Bundesregierung gegründet. Es sollten dadurch optimale Forschungsbedingungen geschaffen werden, um Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs oder Lungenkrankheiten, an denen immer mehr Menschen erkranken, besser verstehen und so mit bekämpfen zu können. DZG als Paradebeispiel „Schneller vom Labor zu den Menschen“, heißt es aus den DZG, wenn es um das große Ziel dieser Zentren geht. Mit Hilfe der DZG sollte die translationale Gesundheitsforschung einen Sprung nach vorn machen. Durch das Zusammenspiel von leistungsstarker Grundlagenforschung und klinischer Forschung sollen klinische Studien erfolgreicher durchgeführt, Translationsprozesse opti miert werden. Die Forschungsinfrastruktur hat sich etabliert, die wissenschaftliche Arbeit an den Zentren führt immer wieder zu Arzneimitteln, Therapien und technologischen Anwendungen, die letztlich den Patient:innen zugutekommen. Die DZG könnten quasi als Paradebeispiel eines gelungenen Aufbaus von Forschungsinfra strukturen gelten. Denn das Erreichte ist nicht selbstverständlich. In der medizini schen Grundlagenforschung zählt Deutschland zwar mit zu den Besten, doch es hakt daran, die Forschungsergebnisse in der Translationskette weiterzuentwickeln. Um als Wissenschafts- und Innovationsstandort weiter bestehen zu können, muss sich deshalb einiges ändern. „Deutschland ist im Bereich der klinischen Forschung bis zur Versorgungsforschung
Aus dem Labor zum Menschen – so wird Translation gern umschrieben. Doch die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die medizinische Versorgung schwächelt in Deutschland. Was braucht es, damit sich das ändert? Eins ist klar, mit einem einzelnen Lösungsansatz wird man hier nicht weiterkommen. Und es muss Geld in die Hand genommen werden, um Forschungsinfrastrukturen aufzubauen und Talente in der medizinischen Forschung zu halten. Dass es sich lohnt, zeigen die vielen Innovationen, die dadurch entwickelt werden können – und es auch in Deutschland immer wieder in die Versorgung schaffen.
weniger stark aufgestellt – hier gibt es weniger För dermöglichkeiten und auch im Bereich der Leh re gibt es hier noch viel Luft nach oben“, sagt
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